BIKE FOUR PEAKS

 

…wie versprochen kam am Montag, den 03.06. Punkt 17.00 Uhr die Info-Meldung auf der Bike four Peaks Homepage auf, dass das Rennen wie geplant in Ruhpolding starten sollte. Aufgrund der katastrophalen Wetterbedingungen dürfte man mit kleinen Streckenänderungen rechnen, trotz allem wolle der Veranstalter und auch die Behörden vor Ort versuchen, den Event mit guter Qualität umzusetzen. Auch wenn wir es nicht richtig glauben wollten, und zuvor schon die Telefon Hotline des Veranstalter zum glühen brachten, war es jetzt für alle amtlich: Operation Bike 4 Peaks ist gestartet!

 

Zuvor aufkommende Webcambilder der Ehrenbachhöhe/Zweitausender/Wildkogl signalisierten Schnee bzw. Neuschnee, talabwärts lieferten starke Regenfälle verheerende Eilnachrichten und ließen auf keinen wirklichen Startbeginn der B4P hoffen.

 

Umso mehr kamen wir den Montagabend jetzt in Packstress .

Die Bikes mußten sauber im Bus justiert werden, wofür wir uns ein Ständerbauwerk für den Innenraum zimmerten. Die Thule Träger wurden aufgeschraubt, Taschen, Koffer, Kisten und Kartons mit allmöglichem Zubehör wurde verladen, bevor Roth´s Ingo, Guido & Ich mit unserem Teamfahrer Markus am Dienstag um 8.30 Uhr uns auf den Weg nach Ruhpolding machten. Das direkte befahren von Ruhpolding über die A8 am Chiemsee vorbei war nicht möglich, da die Autobahn komplett  unter Wasser stand. Um 16.00 Uhr trafen wir dann zur Anmeldung im Ort ein. Im Eingangsportal der Halle knallte einem das komplette Streckenprogramm riesengroß entgegen.

 

Hier und da ein bißchen Zick-Zack, mal etwas Asphalt, Schotterpisten und so, ach ja, die Trails  noch mit drinn, passt schon. Also kurzer Blick zuerst auf die 1.Etappe, mit Vormerkung auf die ersten 52Km so das es geht, und die letzten Kilometer Feuer frei…. .

 

Zur Akkreditierung mußten sich die Teilnehmer 1.Tag vor Rennstart bis 18.00 Uhr abends in der Turnhalle einfinden. Jeder erhielt hier eine große Bike 4 Peaks Reisetasche mit Startnummern inkl. Transponder und Roadbook zur Wegstrecke aller Etappen.

Im Anschluss lief im Kurhaus die Pasta Party mit Begrüßung aller B4P Teilnehmer und Briefing durch den sportlichen ab. Trotz aller Befürchtungen der Bevölkerung mit Ihrer Überschwemmungskatastrophe mehr im Weg zu stehen wurde gegenteilig ausdrücklich nochmal betont, dass sich alle zu 100% auf den Event freuen und in jeder Hinsicht unterstützen werden.

Während wir also die kohlenhydratreiche Kost in uns reinschaufelten, lauschten wir entspannt mit über 800 Begeisterten den Details zur 1. Etappe von Ruhpolding nach Lofer..

Die ersten 18km sollte mit Begleitfahrzeug über die Straßen führen, und stellte damit die einzige Veränderung der ursprünglich geplanten Strecke dar.

Start am Kurhausplatz mit angesagten 70,2 km / 1900 Höhenmeter zum Seegatterl, hoch zur Winklmoos Alm, Steinplatte Wildalm, Heutal, Moarlack, über Wald-Wiesen Wege runter nach Friedlwirt, hoch zur Loferer Alm, wieder runter nach Hallenstein mit Zieleinlauf beim Rathaus Lofer.

Aber von vorne: unsere erste Zielpension bei Familie Büsching, dem Almbauern-Hof, wurde in Beschlag genommen. Die Räders wurden im Kellergewölbe verstaut, und wir testeten an, wie schön es  ist, das ganze Gepäck aus dem Bus in den jeweiligen Zimmern zu verteilen. Hier trafen wir dann auf Karsten und Doris nebst Ihren 2 Huskys, die bereits schon zuvor 1 Woche das schlechte Wetter in Oberstdorf  überstanden hatten, und schon völlig vergessen hatten, wie die Sonne aussieht. Diese hatten wir aber auf unsere Hinreise eingefangen und speziell zum Rennen mitgebracht!

Das Frühstück zum Mittwoch, den 5.Juni setzten wir auf 7.00 Uhr, und waren zu diesem Zeitpunkt alle noch ziemlich locker. Die angesagte Wetterprognose ließ große Erwartungen an das Wetter aufkommen, zumal am Anreisetag alles noch Nebelschwaden bedeckt, kühl regnerisch und feucht war. Nach der Stärkung am Morgen versuchte sich jeder auf das bevorstehende Rennen vorzubereiten: Bikes herrichten, Kette schmieren, Umstellung Reifenwahl, Starnummern anbringen, Kette ölen, Kleidungswahl lang/kurz, Rucksack/Hüftgürtel, 2x Ersatzschlauch, Pumpe, Werkzeug, Magnesium, Nutrixxion-Gel, Kettenschloss, Verbandspäckchen, Regenjacke, Trinkflaschen mit Punch & Handy mit eingespeicherter Notfallnummer. Wie die wilden Hühner flitzen wir alle durch´s Terrain , und langsam machte sich auch die Anspannung breit. Alle Koffer & Taschen wieder packen, was von unserem Fahr & Begleitcoach Markus tatkräftig mit unterstützt wurde. Während wir 3 uns für das 29.er entschieden, machte Karsten sein 26. Scale RC Hardtail zurecht. Das Wetter zeigte sich im Umschwung immer mehr von seiner besseren Seite. Der graue Himmel riss immer weiter auf, mit Sonnenstrahlen auf die man schon lange gewartet hatte.

Am Start reihten wir uns in die Nummernstartblöcke ein. Schillernde Carbon-Esel im Edelszustand zu Hauf, glattrasierte Waden und heißhungrige Blicke mit richtig Bock auf ordentliche Höhenmeter. Im Profisegment Alban Lakata, Karl Platt, Tim Böhme, Robert Mennen, Christoph Sauser in der ersten Reihe.

Wir mitten drinn, und schon ging´s Punkt 10.00 Uhr los:…die ersten 18km durfte nur das Pace-Car Führungsarbeit leisten. Dahinter wir im Feld mit über 700 tollwütigen, die es kaum noch abwarten konnten im runden Tritt alle Forstwege/Gabelungen/Trails/Kurven/Wald-Wiesen.Asphaltwege & Pfade glatt zu teeren.

In dem Pulk fiel es schon schwer den eigenen Platz zu halten, geschweige denn sich weiter nach vorne zu kämpfen. Das Tempo verschärfte sich immer wieder unruhig, bevor es in unregelmäßigen Abständen wieder & wieder zu harten Bremsmanöver kam, da sich das Feld zum Führungsfahrzeug aufstaute. Konzentriert mußte das Tempo mit gesundem Abstand zum Vorfahrenden verfolgt werden. Sobald sich die Gelegenheit rechts und links des ´Peleton´ ergab, brachen Fahrer hier aus um Plätze im Feld gut zu machen.

Nach den ersten 18km jagte das Feld über einen Wiesenweg auf einen ziemlich steilen Stein/Matsch Trail zu, der die sich immer mehr anstauende Menge aus dem Sattel zum schieben riss. Tempo zähneknirschend anpassen und schieben, tragen, locker bleiben… .

Die 1. Verpflegungsstelle bei Km.22 wurde links liegen gelassen. Über Forst/Wanderwege im Anstieg zur Winklmoos-Alm mußte jetzt jeder in sein eigenes Tempo finden. Stetiges Auf & Ab in der Etappe ließen die Strecke keineswegs langweilig wirken. Durch die Schlucht von Friedlwirt zur Fußstube, und damit der 2.Verpflegungssation bei Km.42 konnten auch wieder Plätze gut gefahren werden. Das Tempo, leicht im Anstieg, ließ sich sehr gut bestimmen. Spätestens hier hatte jeder von uns dann auch die Erkenntniss, dass man durchaus, und das ohne schlechten Gewissen, auch mal am Hinterrad einer –Fahrerrinn-  kleben kann.

Auf der Lofer-Alm angekommen kam man abfahrtstechnisch auf seine Kosten. Über 70km/h Speed brachten die Bremse auf den Schotterstein-Pisten zum Glühen, und ließen den Grabner Trail immer näher kommen. Dieser präsentierte sich nass, glitschig, rutschig, bockig und zickig  und verlangte volles Fahrgeschick.

 Um einzelne Schlüsselstellen zu meistern, oder aus Vorsicht sich selbst, oder auch den anderen Fahrern gegenüber fair zu verhalten, mußte das Tempo  immer wieder entschärft werden.

Bedingt durch das Drucktempo während des Rennens und dem häufigen Fahren im stehen während des Abfahrtflow blitzten bei uns langsam aufkommend Krampfattacken auf und ließen nach Abschluss des letzten Trails die letzten Meter zur Qual werden. Im  Lofer Zielherz angekommen empfing uns dann auch Petra und leistete Einsatz erster Physio-Praktiken am noch lebenden Objekt, um die Krampfattacken in den Griff zu bekommen. Alles Leckere wurde abgegriffen und in den Mundwinkel geschoben, bevor es zur nächsten Pension Herta etwas außerhalb des Zentrums ging.

Christoph Sauser gewann die Tagesetappe mit einer Zeit von 2h40min.

Wir knapp dahinter :-)

Roth´s Ingo/146./3h34min

Ingo B./185./3h49min

Karsten/90./3h38min

Guido/76./3h34min 

 

 

Ingo im Trail.
Ingo im Trail.

Bei Pension Herta war der hauseigene Bike-Wash bereits aufgebaut gewesen, und wurde von uns mit Freude in Empfang genommen. Mit schwammigen Beinchen und beeindruckt von dem, was uns die Berge zugesetzt hatten, brachten wir die Scott`s wieder auf Hochglanz, genossen eine lange heiße Dusche, und Petra spannte den ersten zur Physio Behandlung auf der eigenst mitgebrachten Massagebank ein und leistete moralischen, seelischen und tatkräftigen Einsatz an Körper & Seele.

Nach gegenseitiger Motivation und etwas regenerativer Auszeit, schwoll die Begeisterung wieder an,  und kehrte etwas Kraft in die müden Knochen zurück.

Vor Hunger fast umkommend stärkten wir unser mit voller Teambesetzung  im Restaurant mit Süppchen & Pizza. Das jeden Abend aufkommende Briefing mit Pasta-Party verpassten wir damit in vollen Zügen, und erkundigten uns stichwortartig beim Rennleitungsteam, welches mobil direkt vor dem Eventzelt stationiert war.

Während wir zur Pension zurückschlenderten hatten wir noch eine schöne Begegnung mit dem Topeak-Ergon Team Alban Lakata (Marathon Weltmeister 2010, Marathon-Europameister 2013) und Robert Mennen(Craft Bike Transalp Sieger mit Teampartner Lakata 2012) & Teamleiter, die Guido zu einem spontanen Foto-Shooting überreden konnte. Weltklasse!! Nachdem wir von unseren Krampfattacken erzählten, gab uns Alban noch den Tipp mit auf den Weg, 2 Messerspitzen Salz mit im Getränk aufzunehmen, um den Krämpfen vorzubeugen.

Wie auch am Vorabend, setzten wir uns im Frühstücksräumchen noch auf ein ´Säftchen´ zusammen, und sprachen über die Highlights des Tages, und die bevorstehenden Schwierigkeitsgrade der 2. Etappe.

 

Im Salzburger Ländle sollte es in der 2.Etappe von Lofer nach Tirol gehen. Per Rad-Route über den Pass Strub Richtung Waidring zum Pilerseetal über einfache Radwege im Eiltempo über St. Johann bis Oberndorf bei Kitzbühel weiter zum Schwarzsee. Recht steil hinauf von 800 Höhenmeter zum Hahnenkamm weiter zur Ehrenbachhöhe auf 1800 Höhenmeter. Ca. 10km mit über 1000 Hm sollten die Steigung in besetr Erinnerung bleiben lassen. Im Anschluss der 7,5 km Fleckalm-Trail-Hammer, der extra für den Kitzalpbike Marathon & die MTB Marathon WM in den Berg gezimmert wurde. Weiter durch nach Klausen zum Zielsprint zum Dorfplatz Kirchberg.

 

So sollte es zumindest laufen:

 

Am Start für 9.00 Uhr in Lofer reihten wir uns dem üppig groß dimensionierten Blockplatz 200-600 ein. Nach dem aufspielen der Toten Hosen ´an Tagen wie diesen´ kribelten wieder Motivationsschübe durch & erweckten weitere Lebensgeister. Magnesium, Elektrolyte, Eiweiß/Protein Speicher mit viel Flüssigkeit aufgefüllt, Lakatas Salz-Tipp befolgt und die Getränke gut übersalzt, da etwas zu viel des Guten, waren wir zu allem bereit. Prächtiger Ausblick aus der Startgasse heraus über 100.te von buntglitzernen MTB Helmen auf die pulverbeschneiten Gebirgsketten.

Die ersten 15 Km arbeiteten wir uns zusammen von 600 auf etwas über 1200 Hm vor. Zum Pilersee runter und dann begann  die Windschattenjagd über ca. 23 km von St. Ulrich bis Oberndorf und raubte viel Kraft. Wer Kräfte einsparen wollte, mußte die ideale Truppe finden, und sich am Ende der Schlange mitziehen lassen. Hier waren wir alle bei ordentlichem Tempo gut dabei. Der bevorstehende Höhenmeterakkord von Zielschuss Streif über Hahnenkamm zur Ehrenbachhöhe zeigte dann deutlich, ob man was in den Beinchen hatte, oder nicht. Der Aufstieg bot keine Erholungsphase, Stumpfes hochradeln, zwischendurch mal aus dem Sattel raus um den Druck zu entlasten, und nur die immer lauter werdenden Atemgeräusche der Nebenmänner (aber auch der Mädels, die das Feld auch immer wieder gut besetzten) schlängelte man sich bei 9-max.14% Steigung hinauf auf 1800 Hm. Das 26.er Blatt beim Twenty Niner war ein absolutes Muß. Zu gerne hätte man nach dem ersten Gang auch noch 2 leichtere zur Verfügung gehabt. Karsten mit seinem 30.er Blättchen vorne arbeitete sich Stück für Stück in kräftig, langsamer Trittfrequenz das Bergmassiv hoch. Vom einem Extrem kamen wir mit der Abfahrt des Fleckalm-Trail ins andere. Mit butterweichen Beinchen ging es deutlich bergrunter, und das bis zu -23% im Ernstfall.

Trailrampen rauf/runter und Kurvenstege mit untersetzen Wurzelabsätzen krönten die Abfahrtspassage. Hektisch wurde es, wenn bessere ´Downhiller´ versuchten, Ihre Plätze runterzu´s gut zu fahren. Das verunsicherte langsamere, vorsichtigere Fahrer und diverse Stürze waren die Folge dessen. Auch hier kamen wir nicht drum herum einzelne Stellen zu durchschieben. Locker rollen war nicht. Das Gewicht mußte aufgrund des Gefälle überwiegend komplett hinter den Sattel gelegt werden, um die Wurzelpassagen mit ihren Ausbrüchen anzufahren. Nicht selten kam es vor das der Sattel nicht nur im Weg war, sondern Rammbockähnliches Verhalten aufwies und nach einem Weichteilcrash eine Verschnaufpause hervorrief.

Umso schöner wo der Parkplatz der Fleckalmbahn von oben zu sehen war. Mit 40-50 Sachen knallten wir über die letzten Meter des abschließenden ´Fun-Parcours´, neben mir ein andere Fahrer, und ich stochte auf die letzte Holzrampe zu. Diese führte rauf, aber nicht wie alle anderen vorher wieder ab, sondern endete über einen halben Meter strack in der Luft. Letzlich spürte ich nur noch den Aufschlag des Lenker in meine rechten Rippenzweig und einen stumpfen Schmerz im linken Knie.

Mein Nebenmann versicherte sich mit einem –everything o.k. – nach meinem Wohlbefinden, und riss mich damit etwas aus meiner Lage ins Renngeschehen zurück. Schneller Bike Check, Sattel gerade gedreht, und ab die letzten knapp 3km auf letzter Rille ins Ziel.

Dick belegte Wurst & Käsebrötchen wurden am Stück in die Backen geschoben, und unser Service Team mit Doris, Markus, Petra & Hans wartete schon auf uns, waren selbst aber erst durch stundenlange Stausperren wegen des Rennens in Kirchberg eingetroffen. Petra versorgte mich direkt am Dorfplatz und checkte ob ein Rippenbruch in Frage kam. Gott sei Dank nicht!

Roth´s Ingo kämpfte sich mit der Strecke, aber auch mit einer eingefangenen Erkältung ab.

Sauser gewann auch die 2.te Tagesetappe mit einer Zeit von 3h11min.

 

Roth´s Ingo/168./5h04min

Ingo B./175./5h07min 

Karsten/85./4h52min

Guido/116./5h05min 

 

 

Ingo Roth talabwärts.
Ingo Roth talabwärts.

Krämpfe blitzen nur kurz auf, ließen das Rennen aber nicht weiter behindern.

Während Petra an mir rumbog, und hier & dahin streckte, meldete Guido den Unfall der Rennleitung, bevor es dann zur wahrlich noblen Pension Berghaus ging. Inhaberin Annelies stellte uns Ihren eigen Physio Raum zur Verfügung, und ich war der erste den Petra in Ihre Fangarme nahm. Das aber erst nachdem ich eine ¾ Stundendusche in einem der bisher schönsten gesehenen Pensionsbadezimmer hinter mir hatte, was nach so einem Belastungsrennen eine wahre Wohltat war. Danach verschwand ich fix & fertig erst einmal unter  die Bettdecke. Alle anderen waren damit beschäftigt, die schlammverspritzten Räder, Kleidung und Schuhe wieder einsatzbereit her zu richten.

Wir Fahrer machten uns auf den Weg zur Pasta Party, und lauschten den Ankündigungen zur 3.Etappe. Kurz gesagt: Schnee, steil, längste Etappe. Danach gesellten wir uns zu unserem Service-Trupp, die es sich im Ruetzenhof  in Kirchberg am Berg gemütlich gemacht hatten. Urig im Holzmassivbau und absolut entspannter Schummerlichtatmosphäre krönten wir unser bisher erreichtes Ziel mit einem Marillenschnäpschen. Die bevorstehende Nacht hatte es in sich. Jede Drehbewegung machte den Rippenstoß deutlich bemerkbar, und ließ mich mit einer fraglichen Weiterführung  des Rennens auf den nächsten Tag unruhig einschlafen.

Nach kurzer Nacht bei Annelies quälte ich mich Freitags, um halb 6 aus dem Bett raus, und machte mir Kinesiotape-Zuschnitte für das angeschwollene Knie fertig.

Den Rest übernahm Petra nach dem Frühstück, und legte mir

einen Rippentapefrakturverband an,

der die geschädigte Seite stützen sollte. Die 3.Etappe von Kirchberg nach Kaprun, und damit härteste von der Ausschreibung her, sollte es in sich haben. 82,2 km mit 2440 Hm bergauf und 2494 Hm bergab.

Der Transalp Übergang Stangenjoch, von Mal zu Mal steiler auf den Zweitausender. 29% Tragestrecke mit inbegriffen, mit eingelassenen Holzpfählen als Treppenunterstützung. Herrlichstes Panorama nach allen Seiten, knietiefer Schnee und finstere Blicke auf Rowdyhaftes Verhalten einzelner Fahrer, die Ihren Müll nach einem Plattfuß in Form von  Gaskartusche und Radschläuche  einfach am Naturwegesrand hinterließen. So muß es nicht sein, und wurde auch immer wieder beim Briefing betont und speziell drauf hingewiesen, bitte keinen Müll zu hinterlassen… . Hier gab es mehrere Schiebepassagen durch die Schneefelder, und ließen mit einer maximal Schrittgeschwindigkeit von 4-5Km/h nur langsam Meter gewinnen.

 

Hier machte sich der Presstapeverband beim Durchatmen immer mal wieder

bemerkbar, trotz allem kam ich aber einigermaßen gut voran.

Die Kälte in luftiger Höhe wurde gar nicht weiter wahrgenommen und nach Abschluß der ersten Berg-Relief-Rampe kam völliger Fahrgenuss über zarte Waldpfade nach Mittersil hinab auf. Bei der 1.Verpflegung bei Km.31 wurden wir von unserem Service Team überrascht. Durch Zufall durchkreuzte Ihre Anreise zum nächsten Zielort nach Kaprun den Verpflegungs-Point und ermöglichte ihnen einen Einblick in das Renngeschehen.

25km Windschattenfahren zerrten über den nun anstehenden Pinzgau Radweg

an den Kräften.Hohe Geschwindigkeiten und Führunsgsarbeit in vorderster

Front von sich bildenden Kleingrüppchen ließen das Windschattenfahren zu

keinem leichten Ritt werden. Kurz vor dem eigentlichen Ziel in Kaprun

wurden wir aus der langen Ebene nach rechts rauf auf eine Skipiste gejagt.

Mit kraftvollen Tritt ging´s in die Steigung, diese nach einem weiteren Kurvenschlenker den Blick auf eine Wiesensteigung mit 11 auf 18% frei gab, wo die meisten (eigentlich fast alle) soweit der Blick reichte in der knalligen Sonne am schieben waren. Wir dann auch. Da tief in der Senke bereits das Ziel lag, flackerten bereits die ersten Moderationsansagen derer durch, die aus dem Profikader schon längst im Ziel angelangt waren. Für uns bedeutete das noch ein gutes Stück harte Arbeit im Kampf mit der Natur :-). Ausgerechnet auf Mitte der Wiesenrampe natürlich ein Kamermann. Hier beschaute ich mir dann einen Radler, der merkte dass er ins Rampenlicht geriet, sich dafür nochmal kraftvoll auf sein Specialized hievte, um die nächsten 20m mit Daumen hoch dem Regieführenden ins Visier zu fahren. Dasselbe machte ich auch, aber in Schiebeversion mit einer gequetschten Banane im Hals.

Die 2.Verpflegung bei Km.65 kam wie gerufen. Schnell ein paar Erdnüsse abgegrapscht, Bananen, Gel + Trinkflaschenrefile, und ab zum nächsten Streich hinauf zum Maiskogl. Alle Kraftreserven wurden auf 9km mit 700 Hm völlig aufgebraucht.

Dadurch daß jeder von uns in seinem Tempo fuhr, welches auf so einer Langdistanz bei uns vieren erstaunlich gleich ausfiel, erkannte man auch schnell auffällige Trikotypen wieder, die im ziemlich gleichen Modus (daher gleicher Leistungsgrad) fuhren. Mit letzten Reserven wurde in der Abfahrt dann der Bachler Trail, ein steiler Wiesenhang, durchkämmt.

Hinunter zum Klammsee mit Zielleinlauf Baumbar.

Liest man am Ende nochmals die Etappenbeschreibung durch, ist immer wieder auffallend, mit welcher Konzentration das Rennen einen mit den gegebenen Situationen einbindet und beschäftigt. Die traumhaften Kulissen, Seen, imposante umherliegende Gebirgsszenarien können nicht so lebhaft aufgenommen werden, wie man das gerne möchte. Aber auch das machte im Umkehrschluss ein Transalp Rennen in diesem Format wieder so spannend.

Sichtlich froh & heil kamen wir alle durch den Zielleinlauf und stürzten auf arschkalte Cola und andere Leckereien, bis der erste Hunger gestillt war…wie lecker so eine Cola doch schmecken kann…und klatschten uns mit dem ganzen Team ab. Die ´schlimmste´ Etappe war im Sack! Die 3.Etappe ging mit 3h33min an Jochen Käss.

 

Roth´s Ingo/181./5h35min

Ingo B./171./5h30min 

Karsten/105./5h25min

Guido/136./5h47min 

 

Karsten beim Trail-en.
Karsten beim Trail-en.

Beim ausfahren durch Kaprun fuhren wir zur nächsten Pension, Rudolf

Lachmayr, der stämmige Pensionswirt vom Salzburger Hof stellte uns sofort

einen großen Kellerraum und geeigneten Waschplatz hinterm Haus frei.

Übrigens präsentierte dieser das wohl beste Frühstücksbuffet aller

Unterkünfte. Rehbockhörnchentürgriffe, massive Tische+Sitzbänke bezogen

mit grünen Sitzstoff und Hirschmotiven verzierten den großen

Frühstücksraum mit großer Buffetbar. Ei, Marmelade, Kakao, Kaffee, O-

Saft, Joghurts, Müsli, Käse, zig Wurstsorten ließen kein Wunsch offen.

Die sonstige Reihenfolge war mittlerweile Tagesordnung. Nach Zieleinlauf Direktverpflegung am Stand, ausfahren zur Pension, Gepäck auf´s Zimmer, Bikes waschen und pflegen, Rennklamotten geruchsneutral mit ´Rei in der Tube´  cleanen, Petra´s Massageeinheiten genießen und entspannen, danach wahlweise zur Pasta Party bzw. in den den nächsten Gasthof auf Empfehlung. Letzteres kam den Abend für uns in Frage. Oma´s Gerstelsuppe war der Anfang, und die Hauptmahlzeit mußte teils 2x aufgetischt werden, da unser Magen über die letzten Tage wohl auch gewachsen sein mußte oder fälschlicherweise der Kinderteller geliefert wurde ;-)


Danach marschierten alle brav ins Bettchen, ich noch kurz  in den Keller, um dem Sparkchen den letzten Feinschliff für den letzten Akt zu geben. Kette nochmal ölen, Reifen/Dämpfer-druck checken, kurze Hochglanzpolitur. Mit der Biometrie-Einstellung des 26.er kam ich bereits bei den Trainingseinheiten ein Stück weit besser mit zurecht als auf dem 29.er, welches aber gerade für die Trails abwärts sehr hilfreich gewesen wäre.

Karsten vertraute durch das gute durchkommen der ersten 3.Durchgänge auch im letzten auf sein Scale Hardtail. Die letzten Whats App Mails geschrieben, bevor es mit kleinen Augen kurz vor 0.00 Uhr unter die Bettdecke ging.

 

Samstagmorgen, 5.30 Uhr schrillt die Handyweckfunktion das Trommelfell aus den Ohren. Die 4.te und irgendwie auch leider schon die letzte Etappe von Kaprun nach Neukirchen steht an. Beim Frühstück erfuhren wir von anderen B4P Fahrern, dass der Start aufgrund der Wegsperrung durch die Pinzgau Bahn erst um 9.15 Uhr stattfinden soll, und auch der Wildkogl wegen Schneefalls einer Höhenmeterkürzung von 2100 auf 1900 Hm bei 72km erfahren sollte. Dem hatten wir nichts entgegen zu setzen. Irgendwie waren wir heute extrem spät dran, und reihten uns dem Feld nahe dem 600 Starter ganz hinten an. Den Carbon Esel über irgendwelche Absperrungen zu heben, und sich mit 4 Mann unter die ersten 300 bei zu mogeln kann es da auch nicht sein.

Die Etappenbeschreibung überschaulich:

Voller Pedaldruck bis Km.27 über den Tauernradweg bis nach Mittersil. Auch hier das Führungsfahrzeug auf den ersten Kilometer vorneweg. Also wieder Bremsattackentempo (mit Vorsicht zu genießen).

350 Hm rauf zum Lachwald, Abfahrt nach Hollersbach wieder auf den Tauernradweg & hoch Richtung Wildkoglalm mit dem gleichnamigen Abfahrtstrail. 1100 Hm von Bramberg mit fast 16km und klitzekleiner ´Erholung´ durch das Mühlbachtal mit Verpflegung bei Km.46. Zum Wildkogltrail bleibt zu sagen, das er zu den namenshaften Biketrails überhaupt in den Alpen zählt. Ein letztes Mal mit gezieltem Blick gerade aus den Hang runter, dieser wirklich spaßig flowig mit ganz wenigen Ausnahmen am Stück in guter Geschwindigkeit zu fahren war.

Nach 72 Kilometer verdienter Zielleinlauf. Die letzten Meter den Pfad nach Neukirchen runter wurden immer schmaler. Spitz rausragende Steine ließen stark um einen Plattfuß bangen. Querrillen versuchten den Takt nochmal etwas zu stören. Kaum die Ziellinie überquert, wurde über Lautsprecher der Fahrername aufgerufen, die Startnummer mit Transponder abgeknipst, und die Bike 4 Peaks Medaille inklusive Quittungszettel zur Abholung des Finisher Trikot gereicht. Direkt in den Schatten gerettet, schlabberten wir das gereichte Eis leer.

Den Sieg in der 4.Etappe schnappte siche wieder Sauser mit einer Zeit von 2h46min.

 

Roth´s Ingo/144./3h45min

Ingo B./166./3h54min 

Karsten/78./3h47min

Guido/127./4h04min 

Guido im Anstieg.
Guido im Anstieg.

Das ganz besondere Highlight erwartete uns aber dann noch bei der letzten Pensionsanreise. Während der Anspannungsrausch sich langsam neutralisierte, genossen wir ein herrlich kaltes Radler auf der Sonnenterasse des Venedigerhof mit direktem Ausblick auf den Groß/Kleinvenediger.

Eine deftige Brotzeit wurde serviert, und zur Abkühlung kam der hauseigene Pool mit Panorama Blick auf´s Gebirge gratis dazu. Mit Radhose und kurzem Beckensprung kühlten wir uns verdient ab. Unvergesslich….

Die Siegerehrung der letzten Etappe sollte feierlich Ihren krönenden Abschluss auf dem Wildkogel bei 2224m finden. Mit der Seilbahn machten wir uns gegen abend auf den Weg & stärkten uns mit Nudeln aus der Kantinenküche, eiskalte Cola und verfolgten so gut wie es ging die anstehende Siegerehrung der völlig überfüllten Station. Für alle gab es im Anschluss noch ein Videoschnitt aller Etappen, und auch schon kurz danach fegte eine Gewitterwarnung die ganze Hütte innerhalb weniger Minuten geisterhaft leer. Wieder zurück auf dem Venedigerhof ließen wir den Abend ziemlich flüssig ausklingen :-)

 

Ehrlich gesagt gingen die Tage dann doch viel zu schnell rum, und an die Belastung kann man sich, so komisch das auch klingt, gewöhnen. Unser Service Team mit Markus, Doris, Petra & Hans konnte nicht besser besetzt sein. Wir hatten auf, und fernab der Strecke unseren Spaß, mit der Bike 4 Peaks eine etwas härtere Dosierung zur Saisonvorbereitung und daraus gewonnene  Grenzerfahrungen bergauf, sowie bergab.

Ein Dank geht auch an das herrliche Wetter, welches uns in dieser Zeit nicht hängen ließ. Die Strecken im strömenden Regen zu fahren wäre sicherlich kein Spaß gewesen. Von der technischen Seite ließen uns unsere Scott Räders nicht im Stich. Bis auf einen Kettenabspringer war auf die Räders tadelloser Verlass in jeder Hinsicht. Und was besonders erwähnt werden darf: nicht ein Plattfuss (trotz 2 Reserveschläuche am Mann dabei) zu verzeichnen. X King Race Sport Version vorne (bei Ingo & mir mit Latexmilch, Guido mit Latexschlauch), und hinten Race King Protection (dieser übrigens grandios, unkompliziert einfach per Standluftpumpe tubeless dicht zu bekommen ist!). Karsten vertraute auf Maxxis Larsen TT vorne und hinten Maxxis Ranchero.

Wunderschön die Etappenausläufe, und die sich laufend wandelnde Kulisse der jeweiligen Orte, wo das Feld an den Rennstart ging. Und genau das setzte der Bike 4 Peaks ein verdientes Krönchen auf.

Unseren Heimweg von Neukirchen am Großvenediger versüßten wir noch mit einem kleinem Boxenstopp am Tegernsee. Landschaftlich holten wir uns zur Anfahrt die Krimmler Wasserfälle, das Zillertal, Jenbach und Achensee (Pertisau/Achenkirch) mit auf den Speiseplan. Ziel am Tegernsee war das bayrische Bräustüberl, wo die Schweinshaxen und Würsterl einfach ein Gedicht, und eine Empfehlung wert sind!! Bleibt als letztes nochmal allen ein großen Dank auszusprechen, die uns bisher in unserem Hobby unterstützt haben.  

Ruhpolding

Ankunft Ruhpolding:

Start Etappe 1 Ruhpolding nach Lofer:

...während dem Rennen:

Lofer

Ankunft Lofer:

Lofer:

Start Etappe 2 Lofer nach Kirchberg:

...während dem Rennen:

Kirchberg in Tirol

Ankunft Kirchberg:

Kirchberg:

Start Etappe 3 Kirchberg nach Kaprun:

...während dem Rennen:

Kaprun

Ankunft Kaprun:

Kaprun:

Start Etappe 4 Kaprun nach Neukirchen am Großvenediger:

Unser Service Team mit Besuch auf dem Kitzsteinhorn:

Neukirchen am Großvenediger

Ankunft Neukirchen:

Neukirchen:

Siegerehrung auf dem Wildkogel:

Heimreise-Tag